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03
November
2017

Sibirischer GAZ 24 zum Klassenfeind gefahren.

Liebe Mitwolgaer,

Heute wollte ich kurz erzählen, wie ich zu meinem Wolga kam und was dann passierte.
Ich bin Ende der 90er und Anfang der 2000er regelmäßig in Taschkent/Usbekistan gewesen und wenn man da ein Taxi brauchte hielt man einfach ein Auto an, einigte sich auf den Preis und los ging es.
So begab es sich, dass irgendwann ein für mich Wessi unbekanntes Auto anhielt und mich mitnahm, es war ein GAZ 24, sowjetisch mit Linoleum ausgelegt, der mich mit seinen lustigen Fahreigenschaften beeindruckte.
Ab 2009 kam ich regelmäßig beruflich nach Krasnojarsk in Sibirien, fand dort ungeplant familiären Anschluss und irgendwann kam das Bedürfnis nach einem fahrbaren Untersatz auf, auch wenn ich eigentlich immer nur als Gast dort für wenige Tage weilte. Der Avtobazar beglückte mich eines Tages mit einem, meinem, Wolga, Vorbesitzer ein verdienter Sowjetbürger, Jahrgang 1929. Es war Liebe auf den ersten Blick, das Auto mit glänzendem ersten Lack, originaler Innenausstattung, Werkzeugtasche und Bedienungsanleitung waren auch dabei.
Er lief am Anfang nicht so ganz rund, aber etwas deutsche Pfelge führte dazu dass er mir jahrelang vor Ort als halbwegs zuverlässiges Transportmittel diente. Er schleppte Ziegelsteine und 6m lange Holzbalken zur Datscha und Kartoffeln für die Schwiegermutter zurück, stand immer auf der Straße, wurde zwei Mal aufgebrochen und einmal von einem A.......h beim Parken gerammt, die Reifen wurden zerstochen und ein halber Meter Schnee lag manchmal drauf, aber auch bei -29 Grad sprang er nach Wochen noch an.
Die Liebe zur Frau ist vergangen, zur Schwiegermutter und zum Wolga nicht. Seit einem Jahr komme ich auch beruflich nicht mehr dahin, der Wolga vergammelte in der feuchten Garage, da fasste ich den Entschluss: Heim ins Reich!
Lange Internet Recherchen folgten, Flug nach Krasnojarsk, ein berührendes Wiedersehen mit allen Ex-Verwandten und schließlich der Gang zum Auto. Durch das Dach der Garage tropfte es, der Wagen war völlig verdreckt und auch oberflächlich stark korrodiert. Egal - das Auto aus der Garage herausgerollt, neue Batterie gekauft, gekurbelt was das Zeug hält damit das Öl in jede Ritze des Motors kommt, die Schwimmerkammer des Vergasers vollgepumpt und dann der große Moment:
Brummmmm - der Motor läuft!
Schnell zur Hinterhofwerkstatt um die Ecke, Motor mit Spulöl waschen lassen, dann schönes Oldschool Mineralöl rein und los ging die Fahrt - zur Автомойка, so ein dreckiges Auto wollte ich nicht fahren, obwohl es in Strömen regnete.
Der Plan war dann eigentlich, die Fuhre mit Transitkennzeichen heimzuholen, die Behörden waren dabei überraschend kooperativ, nur die Versicherung machte mir einen Strich durch die Rechnung.
Der Tip des Chefs der Verkehrspolizei war der beste: einfach normal nach Deutschland fahren, an der Grenze grüne Versicherungskarte besorgen und fertig.
Wir sind dann noch ein bisschen durch die Gegend gefahren, dabei hat sich der Batterieschalter noch verabschiedet, was sich durch ständiges lautes Knallen des Motors bei der Fahrt äußerte, so dass ich bereits das Ende der Expedition befürchtete, aber Wolga Fahrer sind ja keine Trottel, der Fehler war schnell gefunden, Kabel kurz umgeklemmt und beim Газкрассервис einen neuen für 2,50€ gekauft und eingebaut.
Eines Mittags kam dann der tränenreiche Abschied von der Familie, der frühe Morgen war ja geplant, aber so etwas ist in Russland vollkommen unmöglich. Die knapp 900km lange Fahrt nach Novosibirsk über teilweise wirklich gute und manchmal grauenvolle Straßen war mit einigen kurzen und einem langen Schaschlikstop in 12h10 ereignislos erledigt, dort hatte ich einen verlässlichen Spediteur ausmachen können, der mir das Auto bis Kaliningrad transportieren würde, der Geburtsstadt meines Vaters, damals noch mit anderer Musik.
Mein Sohn und ich flogen heim, ich ging ein wenig meinem Broterwerb nach und genau passend erreichte mich die Kunde, der Wolga sei am Zielort eingetroffen. Nun gibt es beschämenderweise weder Zug- noch Flugverbindung in diese schöne, ehemals deutsche Stadt, also ab nach Danzig und dort mit Blablacar weiter.
An Schlaf war nicht zu denken bei der Ankunft im Morgengrauen, sofort zum Spediteur, der mich schon mit einem Grinsen erwartete. Das Auto im selben Zustand wie in Sibirien, sprang auch sofort an. Natürlich war ein langes Palaver mit dem Spediteur und dem benachbarten Autohändler obligatorisch, славч богу я говорю по-русский, dann aber endlich los Ostpreußen entdecken. Ich hatte mir fünf Tage genommen und hätte für den Rest meines Lebens bleiben können, so schön ist es dort, die Stadt, das Samland, die Seebäder Rauschen und Cranz, der Wolga machte immer mit, sah mit 35 erstmals das Meer.
Dann der Abschied aus Russland, freundliche russische Grenzer, die mir viel Glück mit dem alten Herrn wünschten, selbst die Polen, beim Anblick eines russischen Kennzeichens normalerweise ganz besonders gründlich, waren recht entspannt, ich hatte aufgrund der vielen Einschläge und Sprünge in der Windschutzscheibe auch vorsorglich eine zweite dabei - für 20€, da gab es also auch keinen Grund zur Einreiseverweigerung.
Bereits in Polen viele zustimmende Blicke für das Auto, Übernachtung in Thorn, wunderschöne Stadt, wahnsinnig freundliche Leute, weiter nach Berlin, direkt hinter der Grenze die übliche Begrüßung, Geschwindigkeitsbegrenzung, Baustelle, Stau. In der Hauptstadt übernachtet und dann unter den Linden, direkt vor das Brandenburger Tor, Applaus der Touristen. Schließlich über Weimar nach Hause, überall zustimmende Blicke, Daumen hoch, russische Laster mit Hupkonzert und Fahnenschwenken, am Ende dann ereignislos in Mainz aufgeschlagen.
Mittlerweile ist die neue Scheibe drin, der Wagen poliert, die meisten Ersatzteile eingebaut und die grüne Karte gilt noch eine Woche. Natürlich ist er ein altes Auto und für die nächste Russland Reise gibt es eine lange Liste, aber etwa 3000 gefahrende Kilometer sind glimpflicher davongegangen, als ich mir jemals erträumt hätte.
Fazit: Ich hatte lange davor zurückgeschreckt, wenn nicht sogar Angst vor diesem Unternehmen, aber ich bin dankbar, dass ich über meinen Schatten gesprungen bin. Ich hatte viel Spaß, habe tolle Menschen kennengelernt und jetzt ein super Auto vor der Tür was keiner hat - ich würde es wieder machen, mein Jakobsweg.



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