Ich bin zwar nicht Sprachwissenschaftler und beherrsche auch keine slawische Sprache (dafür ein paar andere, weshalb ich mich hier überhaupt zu äussern wage). Dennoch kann ich euch hier mit etwas Wissen und logischen Schlussfolgerungen eindecken, was die Schreibweise GAZ oder GAS angeht.
Zuerst eine Klammerbemerkung. Es gibt mehr als ein kyrillisches Alphabet. Gewisse Buchstaben sind z.B. auf Bulgarisch, Serbisch etc. anders als auf Russisch. Mehr dazu hier. http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrillisches_Alphabet
Die Schwierigkeit bei der Verschriftung hat aber viel mehr mit dem lateinischen Alphabet zu tun. Eben diese Hürde mussten schon alle slawisch sprechenden Nationen, die sich irgendwann im Verlauf ihrer Geschichte für das lateinische Alphabet entschieden, überwinden. Wie verschriftet man mit den (auch in der vorliegenden deutschen Sprache verwendeten) lateinischen Zeichen Laute wie s und s, z und z, sch und sch, tsch und tsch, dsch und dsch u.v.a.m. (jeweils das eine stimmhaft, das andere nicht)? Die Antwort darauf waren Zusatzakzente auf gewissen Buchstaben. Beispiele hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tschechische_Sprache#Alphabet
http://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Sprache#Alphabet
http://de.wikipedia.org/wiki/Kroatische_...nd_Orthographie
Am Rande bemerkt, es gibt auch auf Deutsch, Französisch, Spanisch etc. solche Zusatzzeichen zu den lateinischen Buchstaben, damit eine wichtige aussprachliche Unterscheidung geschrieben werden kann (z.B. u und ü, é und è, c und ç, n und ñ, etc.)
Aber eben, auf Deutsch fehlen die geeigneten Zusatzzeichen, um den kyrillischen 3 so zu schreiben, dass er auch so gesprochen wird, wie er klingen sollte. In Ostdeutschland entschied daher ein Sprachwissenschaftlergremium (oder möglicherweise war es die Übersetzungsabteilung der sowjetischen Firma Autoexport, oder vielleicht ist diese sprachliche Praxis schon Jahrhunderte alt), das existierende stimmhafte s herbeizuziehen (wie im Wort „Rose“). In vielen anderen Sprachen war der dort vorhandene stimmhafte z näher am gewünschten Laut (frz.: „zèle“, engl.: „zoom“). Auf Deutsch ist der z stimmlos. (z.B. in „Zahl“)
Fazit:
Also ist eigentlich die Schreibweise GAS die deutsche Variante. Für eine Vielzahl anderer UdSSR- (russischer) Exportmärkte war (ist) die vorwiegend englische/französische Variante GAZ üblich. Dies gilt natürlich auch analog für WAS/VAZ, UAS/UAZ, SAS/ZAZ, SIL/ZIL, ASLK/AZLK, KAMAS/KAMAZ etc.
Für Isch/Izh (http://de.wikipedia.org/wiki/Ischmasch) ist es noch eine Stufe komplexer, weil es auf Englisch den stimmhaften „sch“ nicht gibt, der hier zum Unterscheiden mit dem unüblichen zh statt mit dem normalerweise stimmlosen sh geschrieben wird.
Und zum Abschluss nun noch ein uns hier ebenfalls bedeutendes Thema in dieser Richtung. Wolga wird ja eben auf deutsch mit W geschrieben, da V als F ausgesprochen würde (z.B. im Wort „Vogel). Dennoch gibt es die Schreibweise Volga, weil der Fluss natürlich schon seit Jahrhunderten in anderen Sprachen mit den jeweils dafür üblichen Buchstaben geschrieben wurde; z.B. frz.: Volga (W kommt nur in Fremdwörtern vor), engl.: Volga (Wolga würde eher wie „Uolga“ ausgesprochen).
Deshalb erfreue ich mich besonders an meinem seltenen Volga M24D aus Belgien, der einen Schriftzug aus lateinischen Buchstaben an seinen Flanken trägt. Aber auch für belgische Verhältnisse möchte ich euch einen weiteren sprachlichen Gedankenanstoss mitgeben. Die belgische Entscheidung über „Wolga oder Volga?“ wurde wahrscheinlich zugunsten der internationalen Sprachverbreitung getroffen. Denn schon in einer dortigen Landessprache (Flämisch) spricht man das gelesene Volga etwas unschön als „Folga“ aus.
So, lieber Administrator, jetzt musst du wohl diese Diskussion in eine andere Rubrik verschieben, da wir hier sehr weit von „GAZ Russland“ abgedriftet sind.
Gruss aus einem Babylon mit durchtunnelten Bergen inmitten Europas.
Philip