Der Poly-Play-Automat aus dem Kombinat Polytechnik und Präzisionsgerätewerke Karl-Marx-Stadt war der einzige in der DDR hergestellte Videospieleautomat.
Wer kennt noch den Poly Play? Mein Gott wie musste ich immer warten bis der mal frei wahr und ich spielen konnte. Nun geht es jederzeit online. Wen es auch so ging und vom Poly Play nie genug hatte, der kann jetzt und hier sofort Hirschjagd, Abfahrtslauf, Schiessbuder, Autorennen oder Hase und Wolf wie 1988 spielen.
Ich wuensche viel Spass beim spielen!!!!
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Zur Historie
Zwölf junge Automatenbauer im VEB Polytechnik, dem Stammbetrieb des Kombinates, fertigten diesen Spielcomputer. Das Automatengehäuse entstand im VEB Raumkunst in Mosel. 44 Automaten je Monat sollten im IV. Quartal 1986 zur Dauerleistung werden. Am Anfang waren es gerade mal 10 Stück im Monat. Entwickelt wurde der Automat 1985 innerhalb eines halben Jahres. Nach dem » Polycomputer 880 war der Poly-Play ein weiteres mikroelektronisches Produkt aus diesem Kombinat.
Immerhin 8 Spiele vereinte der Automat unter seinem Preßspangehäuse, und da er so multitalentiert war, bekam er diesen Namen: Poly-Play. \"Poly\" stammt aus dem Griechischen und bedeutet \"viel\". Das paßte gut, denn das Wort \"Poly\" war auch sonst ein in der DDR gern verwendetes Wort. Schließlich gingen alle Schüler in eine Polytechnische Oberschule, hatten Polytechnischen Unterricht und der berühmte Polylux zauberte die Folienbilder an die Wand.
Der Poly-Play-Automat war nicht für die eigenen vier Wände gedacht. Vor allem in Ferienheimen, Klubhäusern, Jugendherbergen, Jugendklubs oder Gaststätten war er zu finden. Ein Spiel am Poly-Play-Automaten kostete 50 Pfennig.
Die Genehmigung zum Aufstellen und Betreiben erteilte der VEB Staatszirkus der DDR.
Ein Poly-Play-Automat kostete ca. 22000 Mark.
Modelle
Modell 1:
Das erste Modell des Poly-Play-Automaten wurde innerhalb eines halben Jahres von 12 jungen Automatenbauern im VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt entwickelt. Die Arbeit war Bestandteil des FDJ-Bezirksjugendobjekts \"Mikroelektronik\".
1986 wurde der Poly-Play-Automat auf der \"Messe der Meister von Morgen\" in Leipzig vorgestellt und fand regen Zuspruch. Die \"Messe der Meister von Morgen\" war eine jährlich stattfindende Messe, bei der die Jugend der DDR ihre Exponate ausstellte.
Diese erste Version des Automaten besaß neben dem Spielhebel (Joystick) und dem Feuerknopf noch 8 weitere Knöpfe, mit denen der Spieler das gewünschte Spiel auswählte. Das bei späteren Modellen bekannte Spieleauswahlmenü war bei diesem Modell noch nicht integriert.
Bildquelle: RetroGames e.V. aus Karlsruhe. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung!
Modell 2:
Rein äußerlich unterscheidet sich diese Modell nicht von seinem Vorgänger. Der einzig bekannte Unterschied liegt im integrierten Spielemenü, welches auf dem Bildschirm dargestellt wird.
Mittels Spielhebel und Feuerknopf kann der Spieler nun die Spiele auf dem Bildschirm auswählen. Dabei erscheint zu jedem gewählten Spiel eine kurze Spielbeschreibung, bevor der Automat nach einer gewissen Zeit zum Menü zurückkehrt, falls der Spieler kein Geld einwirft. Da die Spiele nun per Menü wählbar sind, entfallen die 8 Zusatzknöpfe, mit deren Hilfe der Spieler die Spiele am Vorgängemodell auswählte.
Auch dieses Modell kann wie sein Vorgänger mit bis zu 8 unabhängigen Spielprogrammen ausgerüstet werden.
Modell 3:
Das spätere Modell des Poly-Play-Automaten besitzt ein völlig neues Aussehen. Wieso das Gehäuse des Automaten gänzlich geändert wurde, ist leider nicht bekannt. Weiterhelfende Hinweise zu diesem Thema werden dankend entgegengenommen.
Bemerkenswert ist auch das bei diesem Automaten geänderte Spielemenü. Davon abgesehen, dass das Aussehen des Menüs geändert wurde, bietet der Automat nun auch 10 statt wie bisher 8 Spiele an. Inwiefern es technische Änderungen zum Vorgängermodell gegeben hat, ist leider nicht bekannt.
Die Technik
Der Poly-Play-Automat setzt sich zusammen aus Rechner, Farbfernseher, Lichteffektanlage, NF-Verstärker, Münzprüfeinheit und weiteren Baugruppen.
Der eigentliche Mikrorechner basiert auf einem Robotron K 1520 System, welches auf 5 Platinen verteilt ist. Als Prozessor wurde der U 880 verbaut, welcher ein DDR-Nachbau des westlichen Z 80 von Zilog war. Dieser 8-Bit-Prozessor arbeitete mit einer Geschwindigkeit von 2,47 MHz und war der in der DDR am häufigsten eingesetzte Prozessor.
Als Speicher wurden 35 KB EPROM verbaut - verteilt auf 35 einzelnen Chips. Der Mikrorechner erzeugte ebenfalls die Signale zum Steuern der Lichteffektanlage und erzeugte über den NF-Verstärker den Ton, der direkt auf dem Fernseher ausgegeben wurde. Als Fernseher wurde ein RFT Colormat 4506 Farbfernsehgerät verbaut.
Wie bei damaligen Heimcomputern wurden die Spiele im Textmodus auf den Bildschirm gebracht. Der im Poly-Play-Automat vorhandene Zeichensatz enthielt also neben Buchstaben auch Grafiksymbole, aus denen dann das Spielfeld und die Spielfiguren zusammengesetzt wurden. Dabei wurden 64 Zeichen waagerecht und 32 Zeichen senkrecht ausgegeben. Insgesamt konnten 10 Farben dargestellt werden.
Die Spiele
Hirschjagd:
Ein Jäger muß im Wald einen Hirsch erlegen. Dafür stehen ihm 10 Schuß zur Verfügung. Jeder Schuß muß innerhalb einer bestimmten Zeit abgefeuert werden, sonst geht er verloren.
Ein Schuß, der den Hirsch trifft, wird nicht abgezogen.
Ziel ist es, den Hirsch so oft wie möglich zu erlegen.
Hase und Wolf:
In einem Labyrinth muss ein Hase den gesamten Grünkohl sowie einige Mören essen. Dabei muß er sich vor den Wölfen in Acht nehmen, die den Hasen verfolgen, um ihn zu fressen.
Dieses Spiel ist eine Nachahmung des berühmten Pac-Man-Spieles.
Abfahrtslauf:
Ein Skifahrer muß sechs Abfahrtsläufe bestreiten und dabei unterschiedlich große Tore durchfahren. Die Breite der Tore variiert während des Spieles und wird anhand der Leistung des Skifahrers bestimmt. Wer am schnellsten den Abfahrtslauf meistert, bekommt die meisten Punkte.
Schmetterlinge:
Ein Maulwurf (oder soll das Pittiplatsch sein?) muß inner-halb einer begrenzten Zeit auf einer Wiese so viel wie möglich Schmetterlinge fangen.
Stülpt der Maulwurf sein Netz über einen Schmetterling, so gilt dieser als eingefangen. Je farbenfroher der gefangene Schmetterling ist, desto mehr Punkte erhält der Spieler.
Schießbude:
In einer Schießbude muss der Spieler soviel wie möglich Blumen, Enten und Luftballons abschießen.
Um die Munition aufzustocken, gilt es, die Munitionsbox zu treffen, während sie ein \"+\" und Munition zeigt.
In Acht nehmen muß sich der Spieler vor den Enten, die aus der unteren Reihe ausscheren und losflattern, um kurze Zeit später ein Stück Munitionsvorrat zu fressen.
Autorennen:
Der Spieler steuert einen Rennwagen und muß gegen den Computergegner das Rennen gewinnen. Zwei Rennen werden insgesamt gefahren, jedes Rennen besteht aus vier Runden. Je schneller der Spieler mit seinem Rennwagen am Ziel ankommt, desto mehr Punkte erhält er.
Gewinnt er das Rennen gegen den Computergegner, wird die Punktezahl verdoppelt.
Merkspiel:
Ein Gedächtnisspiel. Der Spieler muß eine Reihe von Symbolen aufdecken, die der Computer vorgibt und anschließend verdeckt. Dabei kämpft der Spieler gegen die davonlaufende Zeit. Hat der Spieler eine Symbolreihe aufgedeckt, wird ihm Zeit gutgeschrieben und er erhält Punkte. Zum beseren Merken der verdeckten Symbole ist jedem Symbol ein eigener Ton zugeordnet.
Wasserrohrbruch:
Im oberen Stockwerk eines Hauses ist ein Wasserrohr gebrochen. Die Spielfigur ist mit einem Eimer ausgerüstet und muß die herabfallenden Wassertropfen auffangen.
Ist der Eimer voll, muß er zum Kellerfenster ausgeschüttet werden. Für jeden gefangenen Tropfen und für das Ausschütten des Eimers aus dem Fenster erhält der Spieler Punkte.
Quelle: http://www.polyplay.de/